Das gesamte Universum passt in Oxford auf eine Tafel – skizziert von Albert Einstein. Der berühmte Mathematiker besuchte 1931 Oxford und gab drei Vorlesungen über seine Relativitätstheorie. Dass die Notizen seiner zweiten Vorlesung erhalten blieben und niemand sie wegwischte, ist ein Zeichen seines damaligen, hohen internationalen Ansehens. Die Tafel mit seinen Aufzeichnungen über das Alter, die Dichte und die Größe des Universums steht heute im History of Science Museum.
Das Museum selbst befindet sich im ältesten noch erhaltenen öffentlichen Museumsgebäude der Welt: Dem Old Ashmolean in der Broad Street. Das Gebäude öffnete seine Tore 1683 unter der Herrschaft von Charles II. erstmal der Öffentlichkeit – eine umstrittene Entscheidung zu einer Zeit, in der insbesondere wissenschaftliches und antiquarisches Wissen der gebildeten Elite vorbehalten war. Damals unter dem Namen Ashmolean Museum bekannt, beherbergte es zunächst die Sammlung des wohlhabenden Antiquars Elias Ashmole. Diese erwarb er von John Tradescant, der die Welt bereiste und botanische, geologische und zoologische Gegenstände sowie von Menschenhand geschaffene Objekte sammelte.
Erst viele Jahre später fand das History of Science Museum seinen Weg in das geschichtsträchtige Haus: Gegründet 1924, erhielt das Museum zunächst den Namen Lewis Evans Collection. Als Absolvent der Oxford University – auch unter dem Namen Sonnenuhrenmann bekannt – engagierte sich Lewis Evans gemeinsam mit Wissenschaftshistoriker Robert Gunther für die Errichtung. Evans stiftete seine Sammlung wissenschaftlicher Instrumente – darunter vor allem Sonnenuhren – und Gunther setzte sich für deren Ausstellung ein. Evans Sammlerkarriere begann, als ihm sein Vater, der Antiquar und Archäologe Sir John Evans, in den 1870er Jahren eine Sonnenuhr schenkte. Mit den Jahren erweiterte die Lewis Evans Collection ihr Sortiment, bis die Collection 1935 den Namen History of Science Museum annahm.
Vor 100 Jahren konnte die Öffentlichkeit erstmals einen Blick auf die Collection erhaschen. Damals bestand sie hauptsächlich aus Evans Sonnenuhren und anderen mathematischen Instrumenten wie Astrolabien, die für verschiedene Zwecke wie Zeitmessung, Himmelsnavigation und Astrologie genutzt wurden. Heute können die Besucher:innen neben Einsteins Tafel frühe astronomische und mathematische Instrumente aus ganz Europa und der islamischen Welt betrachten. Auch eine große Sammlung von Mikroskopen zählt zu den Ausstellungsstücken des Museums. Außerdem gibt es Objekte aus den Bereichen Chemie, Medizin und Telekommunikation, sowie einige Porträts von Wissenschaftlern wie dem polnischen Astronom Johannes Hevelius, der unter Anderem die Kartografie des Mondes begründete, neue Sternbilder einführte und einen Sternatlas entwarf. Insgesamt handelt es sich um 20.000 Ausstellungsstücke, die viele Aspekte der Wissenschaftsgeschichte von der Antike bis zur Neuzeit abdecken.
Der Besuch des Museums ist kostenlos und ohne Anmeldung möglich. Es hat Dienstag bis Sonntag zwischen 12 und 17 Uhr geöffnet.
Foto: Sonnenuhr auf einer Landkarte; Credits: Pixabay/JaStra