Leicht sprudelnd plätschert der schmale Fluss und bahnt sich seinen Weg durch die moosbehangenen Steine. Wanderer am Ufer ahnen nicht, was sich nur wenige Meter neben ihnen unter der Wasseroberfläche abspielt – bis sie auf ein Schild treffen: „Achtung, der Strid ist gefährlich und hat in der Vergangenheit Leben gekostet“
Der Bolton Strid ist ein Abschnitt des Flusses Wharfe in Yorkshire, Großbritannien. Am Bolton Strid verengt sich der Wharfe plötzlich von bis zu 10 Meter auf ca. 2 Meter. Aus dem zuvor breiten Strom wird ein idyllischer Bach. Doch der Schein trügt. Durch das harte Steinufer werden die vorher breit verteilten Wassermassen plötzlich durch eine enge Stelle gedrückt. Dadurch entsteht ein hoher Wasserdruck, der eine tiefe Schlucht in das Gestein gräbt. Es wirkt fast so, als ob man den Fluss um 90 Grad gedreht hätte.
Wie tief genau der Fluss ist und wie es dort unten aussieht, weiß die Wissenschaft bis heute nicht. Die Strömung von Flüssen ist in der Regel dort am stärksten, wo das meiste Wasser fließt. Da beim Strid der Raum aber in die Tiefe geht, ist dort auch die Strömung am stärksten. Alles, was hineinfällt, wird nach unten gezogen; Messungen sind dadurch kaum möglich.
Gefährlich ist der Bolton Strid auch wegen der Aushöhlungen, die in der Tiefe Wirbel bilden und in der Physik auch als turbulente Strömung bezeichnet werden. Wird ein Mensch durch diese Strömungen in eine dieser Aushöhlungen hineingezogen, hat er keine Möglichkeit mehr, aus eigener Kraft wieder nach oben zu kommen.
Dennoch nutzen Menschen den Fluss immer wieder als Mutprobe und versuchen auf die andere Seite zu springen. Gerade weil der Fluss oberflächlich so ruhig und unschuldig wirkt, wird er gerne unterschätzt – mit oft tödlichen Folgen. Wie viele bereits im Bolton Strid umgekommen sind, ist unklar. Der letzte bekannte Fall war ein 8-jähriger Junge 2010.
Die Gegend um den Fluss herum liegt indes in der beschaulichen Natur unterhalb des Yorkshire Dales National Park und eignet sich gut zum Wandern. Die Gegend ist frei betretbar – es gibt keine Öffnungszeiten.
Foto: Bolton Strid; Credits: Pixabay/TimHill