Riesige Berge, die heiße Lava speien, rot glühen und von kilometerhohen Rauchwolken bedeckt sind. Das sind wahrscheinlich die ersten Bilder, die einem in den Kopf kommen, wenn man an Vulkane denkt. Vulkane können aber auch ganz anders aussehen: grau und matschig zum Beispiel. Etwa 130 km nördlich von Bukarest, in der rumänischen Gemeinde Berca, liegen einige der faszinierendsten geologischen Sehenswürdigkeiten Europas: die Schlammvulkane von Berca. Zugegeben, es handelt sich hierbei nicht um „echte“ Vulkane. Statt heißer Lava quilt aus der blubbernden Erde eine Fontäne aus kaltem Schlamm und Gas. Und das alle paar Minuten.
Die Schlammvulkane (wer will, kann sie sich auch als eine Art Schlamm-Geysir vorstellen) sind das Ergebnis einer einzigartigen geologischen Aktivität: Aus bis zu 3.000 Metern Tiefe steigen Gase auf und drücken dabei eine Mischung aus Tonböden und Grundwasser an die Oberfläche. Dadurch entsteht eine Kraterlandschaft, die an den Mond erinnert.
Das erste Mal wissenschaftlich beschrieben wurden die Schlammvulkane schon vor mehr als 150 Jahren. Seitdem hat es Geolog*innen immer wieder in die Region verschlagen. Sie untersuchen dort vor allem die Zusammensetzung von Schlamm und Gasen, die aus den Vulkanen heraussprudeln. Das Ergebnis: die Gase bestehen fast vollständig aus Methan. Dadurch stoßen die Schlammvulkane knapp 200 Tonnen Methan pro Jahr aus – so viel wie fast 2000 Kühe. Aber nicht nur die austretenden Gase sind spannend, auch das Grundwasser ist außergewöhnlich: es ist extrem salzig. Zum Vergleich: Der globale Salzgehalt im Grundwasser ist fast 400-mal niedriger. Gerade deswegen sind die Schlammvulkane nicht nur geologisch spannend, sondern auch biologisch. Auf dem salzigen Boden haben sich seltene Pflanzenarten angesiedelt, die den widrigen Bedingungen standhalten können. Eine dieser Pflanzen ist die Salzmelde, ein kleiner Strauch mit warzigen Blättern. Mithilfe von Salzdrüsen kann die Pflanze überschüssiges Salz aktiv ausscheiden und so in der ungewöhnlichen Umgebung überleben.
Das Gelände ist täglich für Besucher*innen geöffnet – in der Sommersaison von 8 bis 20 Uhr, im Winter von 8 bis 16 Uhr. Für Erwachsene und Senioren kostet der Eintritt knapp 80 Cent. Kleiner Tipp: Wer Schlammvulkane besucht, sollte Ersatzschuhe einpacken!
Foto: Schlammvulkane von Berca; Credits: Unsplash/Mihai Dragomirescu